In Erwartung, dass das neue Jahr
in wenigen Tagen beginnt, habe ich soeben die Berichte aus 2009
in eine Archiv-Datei verschoben. Die Links sind oben zu finden. Hier
erscheinen also nun die Berichte aus 2010!
Zwei Nächte verbringen wir noch in Telaga Harbour, einer hübschen,
aufstrebenden Marina mit ein paar schönen Restaurants. Es gibt ein
Abschiedsessen mit SAPPHO in der Tappas Bar, das leider in strömendem
Regen endet - und die Zwei müssen noch mit ihrem Motorroller zurück nach
Tengah Beach, um von dort an ihr vor Anker liegendes Schiff zu gelangen,
das wiederum im Gewitter von Hund Max bewacht wird. Dann heißt es am
Tag der Heiligen Drei Könige ein letztes Mal \'Selamat Tingal\' - Auf
Wiedersehen - Malaysia.
Voll beladen mit Wein, Bier, Proviant und Diesel verlassen wir am
Nachmittag den Hafen. Ein paar Stunden vor uns läuft AQUILA aus der
Rebak Marina aus. Zu ihr werden wir während der Überfahrt den Kontakt
halten und unsere Positionen austauschen. Anfangs funktioniert das über
UKW Funk, danach per Email oder Telefonat per Iridium-Telefon.
In der ersten Nacht setzen wir das Großsegel und bei wenig Wind läuft
immer eine Maschine mit. Die ganze Nacht erhellen Wetterleuchten den
Horizont, zahlreiche Fischerboote erfordern aufmerksamen Look out. Im Laufe
der Nacht mischen sich Blitze und Donner unter harmlose Wetterleuchten
und versetzen das ganze unendliche Universum in taghelles Licht - als
hätte dort jemand den Lichtschalter umgelegt. Ein immer wieder
faszinierendes Schauspiel!
Gegen 5.00 Uhr muss ich den Skipper wecken - dunkle Wolken kündigen ein
heftiges Gewitter an. Gerade noch rechtzeitig drehen wir zwei Reffs ins
Großsegel, dann ziehen wolkenbruchartiger Regen und Böen mit einer
Stärke von bis zu 30 kn über uns hinweg und wir machen immer noch mehr
als 8 kn Fahrt.
Im Laufe des Vormittags nehmen wir besorgt zur Kenntnis, dass wir von
einem Fischerboot verfolgt werden. Was mögen die von uns wollen? Auf
unser Rufen über UKW Kanal 16 reagieren sie nicht. Beim Näherkommen wedeln
sie uns mit einem Fisch entgegen, gleichzeitig signalisieren sie uns,
dass sie Hunger haben und zeigen unablässig auf unsere zum Trocknen
aufgehängten Regenjacken. Wir spenden eine Dose Dänische Butterkekse und
eine Flasche Wasser. Von den Jacken können wir uns leider nicht trennen,
die werden wir selbst noch brauchen.
Aber glücklich über ihre Beute drehen die vier jungen Männer strahlend
bei und nehmen ihre Fahrt in entgegen gesetzte Richtung wieder auf.
Beim Ãœberwerfen der Wasserflasche zum Fischerboot erleidet der Skipper
offenbar wegen einer falschen Bewegung Schmerzen im rechten Arm und im
linken Bein. Außerdem hat er sich in der Nacht beim Reffen des
Großsegels ein paar Brandblasen durch die ausrauschende Großschot
zugezogen. In Erinnerung an meinen Kursus 'Medizin auf See' unter
Zuhilfenahme des dazu gehörigen Handbuchs kommen wir zur dem Ergebnis,
dass es sich bei den Verletzungen an Arm und Bein um Muskelfaserrisse
handeln könnte, die mit Anlegen eines Druckverbandes und Ruhigstellung
der betroffenen Gliedmaße - oder des Patienten? - zu behandeln sind.
Damit kann man wohl nicht viel falsch machen und
entsprechend wird der
Skipper fachmännisch von mir versorgt. Nach ebenso sachgerechter
Behandlung der Brandblasen sieht er aus wie ein frisch aus der Klinik
entlassenes Unfallopfer.
Im übrigen beschäftigen wir uns mit dem Warten auf Wind. 2 bis 3 Bf von
achtern reichen eben nicht aus, um SILVERCURL in Fahrt zu bringen und
wir schaffen unter Zuhilfenahme einer Maschine nur Etmale von 120 bis
140 nm. Erst am Nachmittag des 4. Tages können wir die Maschine ausmachen
und SILVERCURL zieht ihre Bahn mit 3 bis 5 Knoten unter einem Sternen
übersäten Himmel und dem
wachsamen Auge des Orions und dem Kreuz des Südens durch die Nacht gen
Westen. Im weiteren Verlauf dreht der Wind nicht wie vorher gesagt auf
NNE sondern auf einen klassischen NW. Was soll das jetzt wieder? Wir
sollen doch NO-Monsun haben. Man kann sich auch auf nichts verlassen.
Unseren Kurs auf Sri Lanka können wir schon lange nicht mehr halten,
statt dessen werden wir wohl so nach 20 Tagen Madagaskar erreichen.
Zwei Tage hält dieser Wind an, so dass wir um mehr als 30 Meilen von
unserer Ideallinie nach Süden abweichen müssen. Dann setzt sich endlich
wieder ein schwacher nördlicher bis nordöstlicher Wind durch. Jetzt
gleiten wir gemütlich über den Ozean unserem Ziel entgegen. Bis ich in
der Nacht zu Mittwoch gegen 1.00 Uhr Bordzeit von einer heftigen Bö aus
dem Nichtschlaf gerissen werde, nachdem ich mich schon eine Stunde
erfolglos ums Einschlafen bemüht habe. Mit einem Satz stehe ich im
Cockpit, wo der Skipper schon ganz hektisch mit den Schoten kämpft. In
der Dunkelheit kurz vor Neumond war der aufziehende Squall nicht
erkennbar. Umso unvermittelter treffen uns jetzt die Böen von bis zu 30
kn. Bei dem Versuch, das Vorsegel einzurollen, vertüddeln sich die
Schoten ineinander. Bei dem nun folgenden Manöver zur Entwirrung der
Leinen erfahren mein Nachthemd und ich eine unfreiwillige Wäsche auf dem
Vorschiff. Wenige Minuten später ist der Spuk vorüber, nass bis auf die
Knochen sortieren wir das Kuddelmuddel im Cockpit und nach Trockenlegung
darf ich mich erneut meinen Einschlafbemühungen hingeben.
An unserem letzten Tag auf See dreht der Wind noch einmal richtig auf -
und das auch noch aus der richtigen Richtung. 4 bis 6 Bf aus NE
verhelfen uns zu einem halben Etmal von 91 nm. Gegen 18.00 Uhr meldet
der Skipper: "Land in Sicht", nach 195 Stunden und 12 Minuten auf See.
Beim Abendessen entdecken wir zahlreiche Wale in sicherer Entfernung vor
unserem Bug, die durch hohe Wasserfontänen auf sich aufmerksam machen.
Und auch die Delphine fühlen sich offenbar von den Wellen inspiriert,
springen übermütig aus dem Wasser und schlagen Purzelbäume, um sich
anschließend wieder in das hier eher warme Nass fallen zu lassen. Das Meer
brodelt.
Wir bergen die Fock, drehen ein Reff ins Großsegel und lassen uns von
den Wellen an der Südküste Sri Lankas entlang Richtung Galle treiben.
Die Ansteuerungstonne und eine der Fahrwassertonnen sind beleuchtet. Die
übrigen Seezeichen müssen wir mit dem Scheinwerfer suchen. Die Einfahrt
entpuppt sich auch als schwierig, weil der Autopilot wegen zu starker
seitlicher Strömung den Kurs nicht halten kann. Wir nehmen die
Fahrwassertonnen in stockdunkler Nacht an der falschen, den Felsen
zugewandten Seite und suchen uns einen Platz in der Bucht vor der
Hafeneinfahrt, wo nach 1.183 nm, 8 Tagen und 16 Stunden der Anker
fällt. Die Einfahrt in den Hafen von Galle ist nachts verboten, nachdem
es 2006 einen Sprengstoffanschlag der Tamilen auf den Hafen gegeben hat.
Unser Ankermanöver wird deshalb aufmerksam von einem Securityboot der
Navy begleitet. Die Besatzung heißt uns herzlich willkommen - nicht ganz
uneigennützig, wie wir feststellen müssen. Die Begrüßungsorgie findet
erst nach Spende einer Schachtel Zigaretten ihr Ende.
Aber das ist hier wohl so üblich, wie wir am folgenden Tag beim
Einklarieren zur Kenntnis
nehmen müssen.
Mittwoch Mittag verlassen wir also Galle. Zuerst haben wir Vorhersage
gemäß Keinwind, überwiegend von vorn und müssen motoren, im Laufe des
Abends kommt der Wind dann zuerst aus N mit 3 bis 4 Bf, später dreht er
weiter nach NE und bläst ab Mitternacht mit 25 kn, 6 bf. Mit zwei Reffs
im Groß- und drei im Vorsegel laufen wir immer noch 8 bis 9 Knoten. Zwei
bis drei Meter hohe Wellen schieben sich unter SILVERCURL hindurch, die
eine oder andere findet auch den Weg übers Deck, um gegen den Aufbau und
ins Cockpit zu schlagen.
Es folgt wieder die Nummer mit der unfreiwilligen Dusche, dieses Mal mit
Salzwasser. Wieder trifft es mich - und das ganz, ganz ungünstig. Eine
dieser Wellen sucht nämlich
ganz zielstrebig die nur einen winzigen Spalt geöffnete Luke über
unserer Koje, um sich kurzerhand nicht nur über mein Nachthemd und mir,
sondern über die gesamte Koje zu ergießen. Erstaunt nehme ich zur
Kenntnis, wie viel Wasser in so kurzer Zeit durch eine so kleine Öffnung
gelangen kann. Aber was soll\'s? Segeln ist schließlich ein Wassersport,
wie wir alle wissen. - Hatte ich jetzt gerade fast vergessen. Unser Törn
zu den Malediven beginnt also ungemütlich. SILVERCURL wird von den
Wellen so durchgeschüttelt, dass wir uns eher fühlen wir auf einem
Rodeo-Ritt als auf einem Segelschiff.
Im Laufe des zweiten Tages lässt der Wind allmählich nach. Damit einher
geht auch die Beruhigung der See. Außerdem dreht der Wind immer mehr auf
E und kommt damit achterlicher. Bei Wachwechsel um 23.00 Uhr können wir
das Großsegel ausreffen, die Nacht ist stressfrei und entspannt. Morgens
setzen wir den Spinnaker bei 4 Bf von achtern, nachmittags schläft der
Wind wieder ein und wir müssen die letzten 16 Stunden bis Uligamo
motoren. Unser Anker fällt am 23.1. morgens um 7.20 Uhr nach 444 nm vor
dieser sicher zu den schönsten Ankerplätzen der Welt gehörenden
Trauminsel im Indischen Ozean (siehe Foto).
Nicht übertrieben, 6 (in Worten: sechs) Offizielle gleichzeitig entern
SILVERCURL nach unserer Ankunft. Das auf dieser Miniinsel, die auf dem
Übersegler als nicht größer als ein Stecknadelkopf auszumachen ist. Wie
selbstverständlich lassen sie sich unaufgefordert im Salon nieder und
verfallen unverzüglich in bürokratische Betriebsamkeit. Immigration,
Customs, Health, Port Authority, für jeden haben wir einen manchmal
auch mehrseitigen Satz Formulare auszufüllen, die vom Skipper
unterzeichnet und mit SILVERCURL-Stempeln
versehen zusammen mit vier Exemplaren der Crewliste in die
unterschiedlichen Aktentaschen
wandern. Einen Satz der fürs Ausklarieren zuständigen Formulare lassen sie
gleich da. Es muss eben alles seine Ordnung haben, auch auf Uligamo,
oder Uligan, wie die Einheimischen sagen. Und das alles ohne
Schmiermittel.
So vierzehn weitere Yachten aller Herren Länder liegen hier vor Anker,
unter anderem die PAZIFIC STAR mit Julia und Horst. Wie freuen wir uns,
die Beiden wieder zu sehen! Erinnerungen an Palmerston und Tonga werden
wach. Die Begrüßung fällt leider nur kurz aus, die Zwei haben schon
ausklariert und sind mit zwei weiteren Yachten auf dem Sprung in den Oman.
Verschieben wir die Party eben auf Salalah. Ebenso herzlich werden wir
von der BLUE PEARL begrüßt mit
Carola und Bobby an Bord, den Michael Schumachers der Weltmeere. Sie
sind erst im Sommer 2008 in der Ostsee gestartet, im Herbst mit der ARC
über den Atlantik, 2009 durch den Pazifik und sie wollen so schnell
wie möglich wieder ins Mittelmeer. Respekt, Respekt! Wir verbringen ein
paar unterhaltsame Abende mit ihnen - Carolas in Rum eingelegte Ananas,
aufgefüllt mit Kokosmilch ist nicht nur ein Hit, sondern auch ein
ziemlicher Beschleuniger. Nicht viel mehr als ein Glas und man
entgleitet ganz behaglich ins Reich der Träume.
Wer mehr als drei Tage auf Uligamo bleiben möchte, benötigt zum
Einklarieren einen Agenten.
Der hat sein Office, in dem offenbar ein Großteil der männlichen
Inselbewohner beschäftigt
ist, in unmittelbarer Nähe zur Mole.
Wir sind mit dem Dinghi noch gar nicht richtig fest, da steht er schon
vor uns und für alle möglichen Auskünfte zur Verfügung.
Ein Merkblatt informiert uns über alle angebotenen Dienstleistungen wie
Wäscheservice, Anlieferung von Wasser und Diesel, Organisation von
Barbecues am Strand, Dinner mit den
Inselbewohnern, Ausflüge zu anderen Inseln und, und, und. Wir dürfen
einen Blick in die Referenzenakte werfen, in der, fein säuberlich durch
Klarsichthüllen geschützt, frühere Besucher dieses Paradieses mit
hübschen Fotos und herzlichen Worten für die Gastfreundschaft der
Einheimischen danken. Unter den aufmerksamen Blicken zahlreicher
interessierter junger
Männer des Ortes wird schnell ein Internet-Stick auf meinem
mitgebrachten Laptop installiert
und schon haben wir am Ende der Welt wieder Verbindung zum Rest der
Welt.
Diese Insel ist wirklich ein kleines Paradies. Weißer Sand, Palmen, in
allen Blau- und Türkistönen schimmerndes, glasklares Wasser mit den
schönsten Korallen unter strahlender Sonne am blitzblauen Himmel. Wie im
Bilderbuch. Kleine, einfache Steinhütten stehen an den unbefestigten
Sandwegen des Dorfes. Vor den Häusern sind jeweils mehrere feste
Liegestühle aus einem Holzgestell mit Netzen errichtet, in denen sich
die Bewohner, immer schön nach Männlein und Weiblein getrennt, zum
Klönschnack treffen. Es gibt eine kleine, sehr gepflegte Schule und jede
Behörde hat ihr eigenes kleines Bürogebäude.
Der Diesel kommt aus einem
Schlauch direkt aus der Wand des Büros unseres Agenten. Und auch einer
der kleinen "Supermärkte" des Dorfes wird von dem Agenten
betrieben. Der Laden ist ungefähr 12 Quadratmeter groß, ausgestattet mir
Holzregalen an den Wänden, einem Getränkekühlschrank und einem
Ladentisch. Die Tiefkühltruhe steht draußen im Hof. Gleich nach Ankunft
des Versorgungsschiffs strömen die Yachties an Land, um wie die
Heuschrecken über das frische Obst und Gemüse herzufallen, das in
Kartons verpackt nur noch auf dem Boden des Shops Platz findet. Äpfel,
Apfelsinen, Ananas, Bananen, Papayas, Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten,
Kohl, Gurken - alles ganz frisch - wandert in meinen Einkaufskorb. Ebenso
ein tief gekühltes Hähnchen und Bratwürste. Während die Bordfrauen dicht
gedrängt auf ihre Abfertigung an der Kasse warten, machen es sich die
Männer in den Liegestühlen bequem. Dann tippert Ismat ein paar Zahlen in
seinen kleinen Taschenrechner und schon bin ich nach Abdrücken einiger
Dollars entlassen.
Die Frauen sind eher zurückhaltend und scheu. Nur die Jungen erwidern
gelegentlich einen Gruß oder ein Lächeln. Und während wir vor dem Office
des Agenten an extra für uns aufgestellten Tischen und Stühlen sitzen,
suchen die jungen Männer immer wieder das Gespräch mit uns Besuchern.
Immer wieder kann man aus ihren Schilderungen heraus hören, dass sie
sich langweilen in ihrem Paradies und das Fernsehen macht sie neugierig
auf alles, was sie ihrer Meinung nach in der großen weiten Welt
verpassen. Aber ein Flugticket in ein beispielsweise Europäisches Land
oder nach Australien ist für sie unbezahlbar, lassen sie uns betrübt
wissen.
Innerhalb der zulässigen 72 Stunden klarieren wir wieder aus und
verlassen diesen zauberhaften Ankerplatz am Dienstag, den 26. Januar
mit dem Ziel Salalah im Oman. 1.255 nm liegen vor uns. Die tatsächlich
zu segelnde Strecke ist um ein paar Meilen länger, weil wir wegen
besserer Windverhältnisse und zwecks weiträumiger Umfahrung der
Somalischen Küste zunächst auf nördlicheren Kurs gehen. Während der 9
Tage und 6 Stunden dauernden Etappe können wir bei einer Windstärke von
3 bis 5 Bf überwiegend segeln und erreichen so Etmale von 129 bis 173
nm. Getrübt wird dieser Segelspaß nur durch ein paar technische
Störungen an den Maschinen: Ein beschädigtes Kabel in der Bb-Maschine
löst akustischen und visuellen Alarm am Kontrollpaneel des Motors aus.
Der Skipper kann die Ursache zwar schnell beheben, dafür verweigert der
Drehzahlenmesser am nächsten Tag seine Anzeige. Unter der StB-Maschine
entdecken wir Süßwasser, offenbar aus einer Undichtigkeit am Boiler.
Stellen wir uns schon mal darauf ein, zukünftig nur noch kalt zu
duschen. Die gute Nachricht ist, dass der Skipper es endlich geschafft
hat, die Notausstiegsluke in der Bb-Koje abzudichten. Während wir
anfangs im 30-Minuten-Takt das eingedrungene Wasser lenzen mussten, ist
sie jetzt knorztrocken.
Die letzten beiden Tage der Ãœberfahrt stellen unsere Geduld allerdings
auf eine starke Probe. Bei kaum vorhandenem Wind kommt uns eine
Strömung von bis zu 3 kn entgegen, wir bewegen uns nur noch im
Schneckentempo mit einer Geschwindigkeit von 3 bis 4 kn über Grund
vorwärts. Um unser Ziel wenigsten vor Einbruch der Dunkelheit zu
erreichen, steuern wir am Tag unserer Ankunft mit Hilfe beider
Maschinen auf Salalah zu.
Salalah
Wed 17.2.2010 - 16:15 von Gisela*
Wir erreichen den Hafen von Salalah im Oman am Nachmittag des 4.
Februars nach 9
Tagen und 6 Stunden auf See. Was uns erwartet ist ein riesiger
Containerhafen, dessen zahlreiche Kräne uns schon viele Meilen vor dem
Eintreffen entgegen winken. Nur wenige Yachten liegen in dem kleinen
für Sportschiffe vorgesehenen Becken vor Anker und so unwirtlich,
steinig und sandig
die Landschaft und die Umgebung des Hafens ist, so freundlich werden wir
dort empfangen. Mit Hilfe von Marc, einem neuseeländischen Segler,
und Mohammed, unserem Agenten, erledigen
wir schnell die fürs Einklarieren notwendigen Formalitäten, bekommen
unsere Visa in den Pass gestempelt und schon dürfen wir das Hafengelände
verlassen. Bis nach Salalah sind es allerdings 22 km und so fährt uns
Mohammed zuerst zur ATM Mäusemaschine und dann in den Oasis Club, einem
Restaurant 2,5
km vom Hafen entfernt, wo wir denn auch auf Julia und Horst von der
PACIFIC STAR treffen. Die Wiedersehens-Party kann beginnen!
Und dann ist wieder Arbeit angesagt. Meine nächtlicher Kontakt mit der
Markierungsboje eines Fischernetzes auf dem Weg nach Salalah scheint
nicht ohne Folgen geblieben
zu sein. Der Backbordmotor ist extrem laut und löst nicht unerhebliche
Vibrationen aus. Und das verursacht ein demolierter Propeller und eine
Fischerleine aus Plastik, die sich um den Saildrive gewickelt hat, wie
der Skipper bei näherer Inspektion schnell feststellt. Marc von der SEA
LIFE aus Sidney verfügt über soviel Taucherfahrung, dass er sich den
Austausch des Propellers im Wasser zutraut. Nach Einholung der
erforderlichen Genehmigung für einen Tauchgang im Hafen durch die Port
Control schreitet er zur Tat, muss aber leider feststellen, dass die
seit drei Jahren nicht benutzte Tauchausrüstung des Skippers nicht
richtig funktioniert. Zwei Anläufe sind erforderlich, bis das Equipment
durch Mithilfe der im HILTON Hotel befindliche Tauchschule einsatzfähig
ist, und nach Einholung einer zweiten Genehmigung für deren Einsatz
erfüllt Marc seinen Job perfekt und alles ist wieder im Lot.
Außerdem ist der Drehzahlenmesser der Bb-Maschine ausgefallen. Wir
bestellen einen Yanmar-Mechaniker, auch ein Mohammed, der einen ziemlich
qualifizierten Eindruck macht und sowohl den Fehler am Drehzahlenmesser
als auch eine Leckage an der StB-Maschinen blitzschnell und preiswert in
Ordnung bringt.
Neben den Seglern liegen teilweise bis zu acht Fischerboote aus
Bangladesch an der Kaimauer. Die jungen Männer reparieren hier ihre
Boote und Netze und leben tagein, tagaus auf ihren Schiffen. Weil sie
keine Visa bekommen, dürfen sie das Hafengelände nicht verlassen und
sind für jede Abwechselung dankbar. Ständig ist einer von ihnen zur
Stelle, wenn wir mit dem Dinghi am Kai anlegen, um mit Taschen oder
Kanistern mühevoll über Eisenleitern an Land zu gelangen. Ihren
täglichen Nahrungsbedarf holen sie
sich aus dem schmutzigen Hafenbecken. Mit Hilfe eines Siebes fangen sie
sich am Slipway kleine Fische. Sensationell aber sind die Toiletten an
Bord der Fischerboote. Das sind nämlich runde Bottiche, die am Heck des
Schiffes angebracht sind und aus denen der Oberkörper des jeweiligen
Benutzers auch in "Verrichtungsstellung" noch hervor lugt. Und während
er im Gespräch mit seinen Kollegen seine Notdurft verrichtet, pladdert
das Ergebnis einer geregelten Darmtätigkeit vor den Augen der
frühstückenden Segler zwei Meter tiefer ins Hafenwasser. Guten Appetit!
Auf der anderen Seite des Beckens finden sich in regelmäßigen Abständen
Boote aus Somalia ein. Die bringen allerdings keine Fische, dafür aber
Ziegen und Rinder in den Oman. Viehtransporter um Viehtransporter wartet
an der Mole um die tierische Fracht aufzunehmen. Paarweise werden die
Kühe mit
Hilfe von Gurten angehoben und an die richtige Position gebracht,
während die Ziegen mit einem herzhaften Tritt von Bord auf den LKW
befördert werden.
Problematisch wird die Sache für uns erst nachdem der Wind dreht. Dann
kommen wir nämlich in den Genuss ländlicher Düfte in Form von
Ziegengestank, der nächtens völlig ungeniert durch die geöffneten Luken
bis zu unseren Nasen vordringt.
Die Straße nach Salalah ist gut ausgebaut, links und rechts davon
allerdings Wüste, auf der gelegentlich Rinder und Kamele grasen - oder
wie man das nennt, wenn gar kein Gras, sonder nur Gestrüpp vorhanden
ist. Als Transportmittel werden die Kamele heute eher weniger verwendet.
Sie dienen als Fleisch- und auch Milchlieferanten,
wie wir erfahren. Aus manchen machen sie auch Zigaretten - die kommen
dann weltweit als "CAMEL" mit und ohne Filter auf den Markt ...
Die Einkaufsmöglichkeiten in Salalah sind gut. Es gibt zwei gut
sortierte Supermärkte europäischen Standards und einen Obst-, Gemüse-,
Fleisch- und Fischmarkt. Während das Obst- und Gemüseangebot verlockend
und die Fische mal mehr mal weniger appetitlich präsentiert werden, wird
einem beim Anblick des Fleisches wirklich übel. Die abgetrennten Rinder-
und Ziegenköpfe liegen, wohl zum Zeichen der Frische des Fleisches, in
den Auslagen. Richtige Fleischstücke von definierbarer Herkunft sieht
man überhaupt nicht. Alles, was auf Pappdeckeln zum Verkauf angeboten
wird, sieht aus wie zerschnippelte Innereien, Fett und Sehnen. Das sieht
so eklig aus,
dass ich es nicht mal an meinen nicht vorhandenen Hund verfüttern würde.
Jedenfalls kaufen wir unser Fleisch lieber im Supermarkt.
Mit PAZIFIC STAR unternehmen wir einen kleinen Ausflug in die Berge
östlich von Salalah. Hier im Dhofar-Gebirge wird seit dem 5. Jh. v.Chr.
Weihrauch gehandelt. In Dhofar geerntet, gelangte der Weihrauch per
Schiff nach Jemen, von wo die Karawanen auf der Weihrauchstraße nach
Norden starteten. Der Weihrauchpark des Wadi Dawqah nördlich von Salalah
zählt wegen der großen Menge der hier wachsenden Weihrauchbäume zum
UNESCO-Weltkulturerbe. Wir entscheiden uns aber für den Weg entlang der
Küste nach Taqah, in dessen Zentrum es eine kleine Burg zu besichtigen
gibt, die mit Gegenständen aus Indien, China und dem Jemen eingerichtet
ist. Danach besuchen wir das Wadi Darbat (ein Wadi ist ein
ausgetrocknetes Flussbett), in dem viele Jebalis (Bergbewohner) leben,
die auf den satten Grünflächen ihre Kamel- und Rinderherden grasen
lassen. Am Ende des Wadis treffen wir auf einen lang gezogenen See, der
auch nach dem Monsun nicht austrocknet und nicht nur Menschen und Tiere
mit ausreichend Wasser versorgt, sondern auch für ausreichende
Vegetation sorgt. Zurück in Salalah besuchen wir den alten Markt, wo der
Skipper sich mit landestypischer Kleidung, der Dishdasha (einem hellen,
bis an die Knöchel reichendes Gewand), einem Massaar (Tuch für den Kopf)
und eine bestickte Kumma (Kappe) ausstattet. Der Abend klingt aus im
"Bin Atique", dem einzigen Restaurant Salalahs mit landestypischer Küche
und Einrichtung. Letzteres bedeutet, dass man ohne Tisch auf am Boden
liegenden Kissen sitzt. Wir entscheiden uns für den einzigen vorhandenen
Tisch, aber das Essen ist nur mäßig und verlangt nicht nach einer
Wiederholung.
Inzwischen hat sich das kleine Hafenbecken schon ziemlich gefüllt. Die
Yachten liegen an Bug- und Heckanker oder Landleine, damit es bei
Änderung der Wind- oder Strömungsverhältnisse nicht zu unerwünschten
Schiffsbewegungen und Kollisionen kommen kann. Mohammed ist von früh bis
spät mit dem Einklarieren der ankommenden Crews, mit dem Befüllen und
Anliefern von Dieselkanistern, Gasflaschen und allen anderen
Serviceleistungen beschäftigt. Währenddessen findet unter den Yachties
ein angeregter Austausch von Tourplanungen im Roten Meer und besonders
von klugen
Ratschlägen statt.
Auch unter den deutschen Schiffen findet eine rege Kommunikation statt.
Nach zweiwöchiger Überfahrt von Cochin/Indien in überwiegender Flaute
ist inzwischen auch die AQUILA angekommen. Wir füllen die Wartezeit bis
zum Abfahrttermin nach Aden mit unterhaltsamen Kaffeeklatschtreffen und
abendlichen Beisammensein auf SILVERCURL. Ich erfahre einen
meisterlichen Haarschnitt durch Carola von BLUE PEARL auf einem Poller
an der Mole. Und der Skipper trägt durch eine elegante Rückwärtsrolle
vom Dinghi zur allgemeinen Erheiterung bei. Und das kommt so: Er
manövriert BABYCURL ganz leger im Boot stehend zwischen den ankernden
Yachten hindurch, gibt etwas mehr Gas als nötig, der Bug hebt sich, er
verliert das Gleichgewicht und findet sich unvermittelt im Wasser
wieder, während BABYCURL ganz gemütlich weiter tuckert.
Geistesgegenwärtig rettet der Skipper seine Brille vor dem Untergang und
findet Asyl an der Badeleiter der in unmittelbarer Nähe befindlichen
BLUE PEARL. Horst von PACIFIC STAR sammelt im Vorbeifahren BABYCURL ein,
die in der Zwischenzeit eine Runde um AQUILA gedreht hat und Seemann und
Boot sind wieder vereint.
Montag lassen wir uns zusammen mit AQUILA auf einen Ausflug in die Wüste
zum "Leeren Viertel" ein, der größten Sandwüste der Welt. Auf dem 220 km
langen Weg dorthin überqueren wir
das Dhofar-Gebirge, wo wir auf den oben schon erwähnten Weihrauchpark
des Wadi Dawqah stoßen.
Wir folgen weiter der Straße nach Muscat, Omans
Hauptstadt, und biegen 12 km hinter Thumrait ab auf eine Piste, die uns
nach Shisr führt, einer kleinen Oase, die einst ein wichtiger
Karawanenrastplatz war. 4000 Jahre ist die in der Bibel und im Koran
erwähnte Stadt mit dem damaligen Namen Ubar alt, wurde aber erst 1992
mit Hilfe modernster Satellitentechnologie entdeckt und somit zum
Tummelplatz der Archäologen.
Und dann geht es wirklich ab in die Wüste. Auf etwas, was wohl nicht mal
mehr als Piste zu bezeichnen ist, fahren wir etwa 30 km an den Rand
dieser einzigartigen Dünenlandschaft. Die Bewältigung dieser Sandstraße
erfordert wirklich alles fahrtechnische Können unseres Guides. Mit viel
Schwung fährt er auf eine Düne und wendet das Fahrzeug auf dem Punkt, um
zum Anfahren wieder talwärts zu stehen. Dann stehen wieder mitten in den
atemberaubend hohen Dünen, so weit das Auge reicht, nichts als Sand. Zum
Abschluss des Tages kommen wir in den Genuss eines unglaublichen
Sonnenuntergangs über der Wüste und in der Dunkelheit erreichen wir
wieder Salalah.
An dieser Stelle breche ich meinen Bericht über den Oman ab. Wir stehen
in den Startlöchern für unsere Weiterreise nach Aden. 25 Yachten haben
sich für den Konvoi zusammen gefunden. Heute Nachmittag ist im Oasis
Manöverbesprechung und morgen früh soll es los gehen. Tom von der
KATANNE, ein Engländer mit Navy-Hintergrund, hat alles generalstabsmäßig
geplant. Auf Handzetteln wurden die Formationen der einzelnen Gruppen
verteilt, ebenso unsere Decknamen für den Funkverkehr und die
ATTACK-FORMATION im Falle eines Falles. Da kann wohl gar nichts mehr
schief gehen, außer, dass wir uns gegenseitig über den Haufen fahren.
Aber da müssen wir nun wohl durch.
Salalah bis Aden
Fri 26.2.2010 - 13:31 von Gisela*
Eine Woche vor Start des Konvois schreien die Windvorhersagen nach
sofortiger Abfahrt. Angesagt sind für mehrere Tage 10 bis 20 kn aus
östlichen Richtungen, was
eine Wellenhöhe verursacht, in der die Piraten ihre Schnellboote nicht
mehr einsetzen können, so dass auf der von uns geplanten Route
unter der Jemenitischen Küste ohnehin nicht zu erwartende Übergriffe
noch unwahrscheinlicher werden. SILVERCURL und PACIFIK STAR machen sich
startbereit und gemeinsam versuchen wir, noch zwei, drei weitere Boote
zur Mitfahrt zu überreden. Aber die Angst vor Piraten sitzt tief bei den
Anderen und unsere beiden Skipper haben - nachvollziehbar - auch nicht den
Mut, sich zu Zweit auf den Weg zu machen. Trotzdem sind wir Mädels uns
einig - wir wollen hier weg. Aber die Verantwortung und damit das letzte
Wort hat immer noch der Skipper. Also fügen wir uns und warten
eben weiter.
Zwei Tage vor Konvoistart erledigen wir die letzten Einkäufe.
Nachmittags kommt Mohammed zum Kaffee an Bord und plaudert ein bisschen
aus dem Nähkästchen. Er selbst hat nur eine Ehefrau, sein Vater dagegen
drei und insgesamt 12 Kinder. Die Schwestern haben mit ihrer
Eheschließung den Wohnsitz zur Familie ihrer Ehemänner gewechselt,
während die Brüder mit ihren Familien im Haus seines Vaters leben.
Folglich führen acht Frauen zusammen den Haushalt und schnibbeln in
friedlicher Eintracht gemeinsam die Tomaten, wie Mohammed uns wissen
lässt. Das mit der Vielweiberei scheint sich bei den fortschrittlichen
moslemischen Männern nicht mehr über die Zahl der Ehefrauen zu regeln -
das ist wohl auf Dauer zu teuer -, sondern über Freundinnen, auch
Geliebte genannt. Deren Zahl ist dann offenbar auch nicht auf vier
beschränkt, sondern beliebig erweiterbar.
Am Abend erfahren wir dann eine unglaubliche Geste omanischer
Gastfreundschaft. Alkohol gibt es im Oman
nirgends zu kaufen, außer für viel Geld in den besseren Hotels der
großen Ketten. Nur im OASIS-Club, einem Bowlingclub mit angeschlossenem
Restaurant, gibt es alkoholische Getränke, sogar frisch gezapftes Bier
vom Fass. Ein Schild an der Tür verbietet allerdings jede Mitnahme von
Alkohol. Umso überraschter sind wir, als Mohammed am Abend mit einer
Palette Halbliterdosen Fosters Bier und einer Flasche Rotwein
angeschleppt kommt. Wir haben keine Ahnung, wie er daran gekommen ist
und warum er gerade uns damit beglückt (sollte man uns den geregelten
Alkohlolkonsum vielleicht schon ansehen?), aber egal - dankbar nehmen
wir seine Geschenke an und schnell wandern die wertvollen Gaben in die dafür
vorgesehenen Stauräume.
Ganz stilecht bekommt der Skipper am Morgen seines Geburtstags ein
angemessenes Ständchen gebracht - und einen Sack voller Geschenke von
BLUE PEARL, PAZIFIK STAR und AQUILA. Für seine zukünftigen unplanmäßigen
Schwimmübungen im Hafenbecken bekommt er die notwendige
Sicherheitsausrüstung geschenkt: ein Paar Schwimmflügel nicht zu
toppenden Designs
(siehe Foto). Damit kann nun wirklich gar nichts mehr schief gehen. Ich
sehe ihn schon mit diesen niedlichen Fischchen an den Armen mit BABYCURL
durch den Hafen sausen. Nachmittags finden sie sich alle zum
Geburtstagskaffee mit frisch gebackenem
Apfelkuchen an Bord ein, einschließlich Mohammed.
Bedauerlicherweise wird diese kleine Feierlichkeit durch einigen
Bürokratiestress
gestört. Um den Behörden die Ausklarierungsarbeiten für die 25 am Konvoi
beteiligten Schiffe zu erleichtern, wird Mohammed die erforderlichen
Papiere einsammeln und alles Nötige in die Wege leiten. Leider ist den
Offiziellen aber am letzten Tag eingefallen, dass wir neben den bis
dahin geforderten Unterlagen je eine Kopie der Bootsregistrierung und
der Versicherungsbestätigung benötigen. So wird SILVERCURLs Salon zu
Mohammeds
Office umfunktioniert und zwischen Kaffee kochen und Kuchen verteilen
fotografiere ich Bootspapiere und Versicherungsscheine und bringe den
Drucker dazu, die erforderlichen Bestätigungen druckfrisch auszuwerfen.
Ich bin mal wieder ganz in meinem Element!
Gerade noch fast rechtzeitig finden wir uns zu der um 16.00 Uhr im OASIS
stattfindenden Konvoibesprechung ein. An dieser Stelle bricht
allerdings endgültig das große Chaos aus. Viele Schiffe haben überhaupt
keine Versicherung, weil älteren Baujahrs, andere sind versichert, haben
aber den erforderlichen Nachweis nicht dabei, was dann wiederum eine
Strafe von 100 Rial (etwa 200 Euro) nach sich zieht. Aber wenn\'s um\'s
Geld geht kennt der Erfindungsreichtum eines erfahrenen Weltumseglers
mal wieder keine Grenzen. Aus dem Internet werden die entsprechenden
Formulare für Versicherungsbescheinigungen herunter geladen, um die
individuellen Bootsdaten ergänzt und schon sind alle Anforderungen der
Behörden erfüllt. Endlich, gegen Mitternacht kommen wir ausgestattet
mit den Ausreisestempeln in unseren Pässen zurück an Bord
und fallen müde in die Kojen.
Erstaunlich ruhig verläuft am nächsten Morgen das Anker-auf-Manöver von
27 Schiffen auf so engem Raum. Nur unser Anker hängt am Anker der
neuseeländischen SILVERFERN und wir sind fast die Letzten, die den Hafen
verlassen. Wir vergessen, uns bei der Port Control abzumelden, was uns
wenig später durch einen über Funk erteilten Tadel einholt. Zeitgleich
mit uns läuft ein japanisches Kriegsschiff, wohl zur Bewachung des
Korridors für die Großschifffahrt abgestellt, aus. Und dann befinden wir
uns wieder auf See zusammen mit 26 weiteren Yachten aus 12 Nationen auf
dem Weg in das derzeit piratenträchtigste Gebiet der Welt.
Am ersten Tag fahren wir in Ermangelung von Wind unter Maschine. Der
eine oder andere setzt auch seine Segel, was aber auch nicht wirklich
etwas bringt. Außerdem haben wir einen Knoten Gegenstrom. Unter diesen
Bedingungen fällt es schwer, die vorgegebene Formation bei zu behalten.
In der ersten Nacht verliere ich den Kontakt zu unserer Gruppe, so dass
PACIFIC STAR, unser Leadboat, mich mit dem Einschalten seiner
Decksbeleuchtung wieder auf den richtigen Kurs bringt. Weisungsgemäß
bleiben die Dreifarbenlaternen im Mast ausgeschaltet, man fährt mit
eingeschalteten Positionslaternen, wenn denn vorhanden. Es gibt nämlich
tatsächlich Schiffe, die nur über eine Dreifarbenlaterne im Mast
verfügen und somit für das Fahren unter Maschine nur unzureichend
ausgestattet sind. Die im Cockpit aufgehängte LED-Lampe spendet so wenig
Licht, dass sie auch aus geringer Entfernung kaum auszumachen ist.
Am zweiten Tag unserer Konvoifahrt steht eine Ãœbung zur Bildung der
ATTACK FORMATION auf dem Programm. Auf den Befehl "Execute Excalibur"
sollen wir zunächst innerhalb der Gruppen und dann auch die einzelnen
Gruppen aufschließen, so dass wir möglichst dicht beieinander sind. Die
hinteren und seitlichen Yachten sollen Leinen nach achtern auslegen, die
die Propeller eventuell angreifender Schnellboote außer Gefecht setzen
sollen. Das
Übungsmanöver geht natürlich total in die Hose. Das Feld liegt so weit
auseinander, dass die hinteren Boote mindestens eine halbe Stunde
brauchen, um das vordere Feld zu erreichen. Und das nur unter der
Bedingung, dass die erste Linie unvermittelt aufstoppt. Das tut sie aber
leider nicht und so kommen zwar die einzelnen Gruppen mit jeweils sechs
oder sieben
Yachten ganz gut zusammen, ansonsten sind wir ziemlich weit weg vom
angestrebten Ergebnis.
Und wie schlecht das alles mit 25 Booten funktioniert, erfahren wir, als
ein Schnellboot von SE auf uns zugerast kommt und unvermittelt die
hintere Gruppe des Konvois ansteuert, um an einer der Yachten längsseits
zu gehen. Schnell kommt die Durchsage, dass die sechs Insassen
unbewaffnet sind und nur nach Zigaretten fragen. Stattdessen bekommen
sie Kekse und ziehen weiter ihres Weges. Was wir daraus lernen ist, dass
wir im Fall einer richtiges Angriffs innerhalb von höchstens fünf
Minuten aufschließen müssen, um die Isolierung der hinteren Boote zu
verhindern. Und das ggfs. auch unter Segeln. Wie soll das gehen???
Spätestens an dieser Stelle kommen wir zu dem Ergebnis, dass unsere
Entscheidung für
diesen Konvoi falsch war. Schon am zweiten Tag melden
sich vereinzelt Skipper, weil sie nicht genügend Treibstoff für die
gesamte Strecke gebunkert haben. Nachts kommt es immer wieder zu
Orientierungsproblemen, das Radargerät läuft rund um die Uhr. Außerdem
zieht der eine oder andere Spaßvogel auch noch seine Angelleine hinter
sich her. Es ist einfach nicht zu fassen. Die
Motoren der Einrumpfschiffe laufen 24 Stunden am Tag und es
ist fraglich, wie lange sie das durchhalten können. Am dritten Tag kommt
es zu der ersten Unterbrechung wegen eines Keilriemenrisses auf einer
der Yachten, die während der Reparaturarbeiten von einem anderen Schiff
geschleppt wird. Einem Wiener Katamaran, nur angetrieben von zwei
Außenbordern, geht nach drei Tagen das Benzin aus, außerdem springt
einer der Motoren nach dem Tanken von gespendetem Sprit nicht mehr an -
auch er wird
geschleppt. Pausenlos wird im
Netz über die zu fahrende Geschwindigkeit diskutiert. Die meisten
Schiffe haben trotz des wenigen Windes Segel gesetzt und wir fragen uns,
wie die im Notfall ihre Fahrt reduzieren wollen, vor allem, wenn sie
nicht über Rollsegel verfügen. Wir malen uns lieber nicht aus, welches
Chaos dabei entstehen würde.
Obwohl der Funkverkehr auf ein Minimum reduziert werden soll, wird
im Netz gequatscht, was das Zeug hält, ganz nach dem Motto: "Auf jedem
Schiff, das schwimmt und schwabbelt, sitzt einer drauf, der dämlich
sabbelt!". So kommt es zu Konversationen von nicht zu unterschätzendem
Unterhaltungswert. Den Frauen im Allgemeinen und mir im Besonderen eilt
ja bekanntlich der Ruf voraus, einen Redeschwall von 40.000 Wörtern am
Tag produzieren zu können. Diese Leistung wird von den Männern hier
mühelos getoppt - das steht nach dieser eindrucksvollen Erfahrung fest
wie ein Fels in der Brandung. Sonntagnachmittag wird der Austausch all
der wichtigen Informationen und Nettigkeiten jäh
unterbrochen, als wir auf Kanal 16 den Notruf eines Koreanischen
Frachters und den nachfolgenden Funkverkehr mit einem amerikanischen
Warship empfangen. Etwa 50 nm von uns entfernt hat es eine
Piratenattacke auf den Frachter gegeben. Ãœber eine Stunde dauert der
Funkverkehr - dann scheint der Angriff abgewehrt zu sein. Die
aufgeregten Hilferufe des Kapitäns führen sicher nicht nur bei mir zum
nicht unerheblichen Anstieg der Adrenalinproduktion.
Am letzten Tag legen wir erneut eine Pause ein, weil an einigen Motoren
irgendwelche Filter gewechselt werden müssen. Bei der Annäherung an Aden
in der letzten Nacht gegen 3.00 Uhr - gerade rechtzeitig zum Wachwechsel
auf SILVERCURL - geraten einige Yachten der vorderen Front in
Fischernetze und -markierungen. Wir befinden uns in einem riesigen Feld
von Netzen und Markierungsbojen, die in der Dunkelheit zu umschiffen
sind. Mehrere Schiffe touchieren die Netze und Leinen, ein paar fangen
sie sich im Propeller ein. Endlich, nach drei Stunden wird es hell und
Aden liegt vor uns. Die Anmeldung von 27 Yachten über Funk bei der Port
Control mit Buchstabieren von Schiffs- und Skippername, Angaben der
Nationalität und der Tonnage, last und next Port of Call ist ein echtes
Unterhaltungsprogramm. Es gibt nichts, was der Officer am anderen Ende
nicht mit lustigen Bemerkungen kommentiert und so müde wir nach dieser
nervigen Überfahrt auch sind, wir lachen uns kaputt. Um 11.00 Uhr fällt
im Hafen von Aden unser Anker - MERLIN 3 - so SILVERCURLs Deckname im
Funkverkehr - und hat es überstanden.
Was auf den ersten Blick aussieht wie ein traumhafter Platz zum
Verweilen (Foto Port Ghalib), entpuppt sich bei näherer Betrachtung als
Resort aus der
Retorte mit zwei Hotels und der Marina - Vorboten einer riesigen am
Reißbrett geplanten Lagunenlandschaft inmitten der Wüste. Die
Restaurants sind gut und gemessen am ägyptischen Niveau teuer. Und
überhaupt nicht ägyptisch, eher nachgemacht westlich. Eine riesige
Flotte von Motorbooten lauert im Hafen auf zahlende Gäste und startet
schon früh morgens mit mal mehr, meistens aber weniger Passagieren zum
Tauchen an den vor gelagerten Riffs. Es gibt zwar eine Tankstelle für
Diesel, im Übrigen sind die Versorgungsmöglichkeiten aber schlecht.
Einige Kilometer außerhalb des Resorts gibt es einen sehr sparsam
ausgestatteten Supermarkt und einen Obst- und Gemüseladen mit
überwiegend verwelktem und verstaubtem Angebot. An der Promenade reiht
sich ein Souvenirladen an den anderen und für die Benutzung von Strand
und Pool sollen unsere Freunde mit den Kindern 10 US$ pro Tag und Person
bezahlen. Aber endlich haben wir seit vielen Wochen mal wieder
unbegrenzt Wasser und Strom zur Verfügung - welch ein Luxus. Die
Waschmaschine läuft heiß, das Duschen darf mal wieder ganz
verschwenderisch ausfallen und SILVERCURL wird von einer dicken Salz-
und Sandkruste befreit.
Inzwischen sind auch PACIFIC STAR, BLUE PEARL und CHENOA, der
harte Kern unserer "MERLIN-GROUP" eingetroffen. Unserer aufmerksamen
Beobachtung der Windvorhersagen zufolge öffnet sich schon zwei Tage nach
unserer Ankunft ein Wetterfenster zum Weiterfahren. Danach gibt es zwei
Tage schwache Winde, anschließend soll es wieder Starkwind aus Nord
geben, und zwar für mindestens eine Woche. Und so lange wollen wir hier
nicht bleiben.
Und schon heißt es am Sonntag wieder "Leinen los" für unsere kleine
Gruppe. Ziel ist Ras Abu Soma, eine von anderen Seglern im Vorjahr als
ausgezeichnet beschriebene private Marina mit Hotel in 90 nm Entfernung.
Um bei Tageslicht anzukommen, brechen wir im Laufe des Nachmittags auf
und fahren unter Maschine durch die stockdunkle Nacht. Was uns
allerdings bei der Ankunft erwartet, ist keine hübsche Marina, sondern
eine Baustelle. Die auch hier mitten in die Wüste gebauten Resorts (Club
Med und Kempinsky) lassen sich die Strand- und Poolbenutzung wieder gut
bezahlen, Essen gehen kann man nur dort und auch dafür muss man dann die
Tagespauschale für alle Mahlzeiten (75 Euro pro Person) bezahlen. Das
geht natürlich gar nicht und wir beschließen stehenden Fußes die
Weiterfahrt. Nur etwa 20 nm weiter liegt Hurghada mit einer neuen
Marina. Noch von unterwegs reservieren wir vier Plätze und am Montag
Nachmittag machen wir mit Hilfe der freundlichen Marineros in dem Hafen
fest, rechtzeitig vor Einsetzen des vorher gesagten Starkwinds.
Und der kommt mit Macht. Während er mit 30 bis 40 kn über die Marina
hinweg bläst, hat sich offenbar die gesamte Sinai-Wüste entschlossen,
ihren Sitz auf SILVERCURL zu verlegen. Eine dicke Sandschicht überzieht
nicht nur Deck, Bimini und Rigg, sondern gelangt durch jeden noch so
kleinen Ritz ins Innere, um sich dort gleichmäßig zu verteilen. Er
knirscht ebenso zwischen den Zähnen wie unter den Schuhsohlen. Man kann gar
nicht dagegen an putzen. Trotzdem verleben wir zusammen mit unseren
Freunden von den anderen Booten noch ein paar schöne Tage, bevor uns
Hannes am Samstag verlässt. Und auch die Anderen haben es eilig. Auch
sie lassen uns am Montag in der Hurghada Marina zurück und machen sich
auf den Weg nach Norden. Schnief, schnief.
Die Hurghada Marina ist relativ neu, das Marinagelände eingezäunt und
bewacht. Securities ohne Ende und rund um die Uhr bewachen sie alles,
was es zu bewachen gibt. Innerhalb der Marina gibt es zahlreiche nette
Restaurants und natürlich Souvenirläden, die alle den gleichen Ramsch
anbieten. Die Anlage ist sauber und gepflegt, das Wasser türkisfarben,
die in hübschen Gelb- und Rottönen gehaltenen Gebäude ragen in den
blitzblauen
Himmel. Trupps von Reinigungspersonal, mindestens in Dreiergrüppchen,
halten die Mole und das Wasser sauber. Bis zu dem Zaun, der die Marina
vom Rest der Welt trennt. Dahinter liegt die Altstadt mit herunter
gekommenen Wohnunterkünften - Häuser mag man das jedenfalls nicht nennen
- und Müll. Dazwischen Ziegen - mitten in der Stadt. Auch an der
Hauptstraße reihen sich die Souvenirgeschäfte aneinander. Unablässig
werden wir aufgefordert, uns die jeweiligen Auslagen anzusehen - ich
kann dieses "nur gucken, nicht kaufen" langsam nicht mehr hören.
Während wir auf unserer Fahrt durch das Rote Meer noch immer
Temperaturen von über 30° C hatten bei einer Luftfeuchtigkeit von um die
80 %, lässt der Nordwind das Thermometer auf maximal 25° C fallen,
nachts sogar auf nur 16° C. Die Luftfeuchtigkeit sinkt auf unter 50 %.
Wie angenehm. Es kommen wieder warme Decken zum Einsatz und
Fleecepullover. Endlich kann man nachts wieder gut schlafen. Zwei Tage
halten wir es in Hurghada noch aus, dann fahren wir 18 nm weiter nach
Norden nach El Gouna, einer weiteren Retortenstadt mit Hotels,
Ferienwohnungen und der Abu Tig Marina. In ein paar Jahren wird wohl die
gesamte ägyptische Rote-Meer-Küste mit solchen Ferienanlagen zugebaut
sein. Allerdings sind auch hier die Möglichkeiten schnell abgearbeitet.
Und so beschäftigen wir uns überwiegend mit Warten. Warten auf Schwach-
oder Keinwind aus Nord, weniger Welle und auf das Ende des Tages. Mit
der nächsten Schwachwindphase wollen wir nämlich versuchen, weiter nach
Norden zu gelangen. Und die ist für Sonntag (heute) bis Dienstag angekündigt.
Warten wir's ab.
Übrigens sind wir auch wieder telefonisch erreichbar. Entweder über
unser ägyptisches Handy (0020 190 706 687) oder über unsere
Skype-In-Nummer 04342 711 384 (wird auf das Handy umgeleitet, wenn wir
nicht online sind).
El Gouna bis Port Suez
Fri 9.4.2010 - 10:33 von Gisela*
Sonntagmorgen verlassen wir also schon früh die Abu Tig Marina bei
schwachem Nordwind. Etwa 150 nm haben wir uns vorgenommen, dann würden
wir die
Dome Marina, etwa 30 nm vor Port Suez erreicht haben. Wie von der
Vorhersage versprochen bleibt der Wind schwach und wir kommen unter
Maschine je nach Tidenstrom mal besser, mal schlechter voran. Kurz nach
Einbruch der Dunkelheit gelangen wir an den "Kreisverkehr", an dem wir
das Verkehrstrennungsgebiet im Golf von Suez von West nach Ost queren
können, um auf der "richtigen" Seite des Fahrwassers zu fahren.
Ausgerechnet jetzt kreuzen in schneller Folge drei riesige Frachter auf
dem Weg nach Norden unsere Bahn, zwischen denen wir uns hindurch mogeln
sollen. Dann motoren wir mal mit, mal ohne Fock durch die mondhelle
Nacht. Zahlreiche Bohrinseln und Ölfelder bilden eine beeindruckende
Kulisse, vor der die passierenden Frachter manchmal wegen der vielen
Lichter nur schwer aus zu machen sind.
Morgens um 6.00 Uhr, gerade zum Ende meiner Wache, kommen plötzlich 25
kn Wind aus Nord auf. So, als hätte jemand einen Schalter umgelegt.
Gleichzeitig
baut sich innerhalb wenigen Minuten eine kurze hohe Welle auf, die unter
SILVERCURL kracht und ihre Geschwindigkeit im Nu auf 3 kn reduziert. Das
mögen wir dem Material und uns nicht antun, drehen bei und laufen den
nächsten geschützten Ankerplatz an. Schnell erreichen wir die 11 nm
entfernt liegende Marsa Thelemet, eine durch ein Riff gegen Nordwind
geschützte Bucht auf der
Westseite des Golfs. Hier liegen wir unmittelbar in der Wüste (siehe
Foto). Um uns
herum nur Sand, Hügel und gelegentlich ein paar Fischerboote, die sich
zum Ausruhen hierher verholen. An der Küste zieht sich die
Fernverkehrsstraße entlang, die Port Said im Norden mit Marsa Alam im
Süden miteinander verbindet. Berge bestimmen das Bild an beiden Seiten
der Küste und im Licht der Morgensonne geht selbst von diesen ansonsten
trist anmutenden Hügeln aus Stein und Sand ein unter die Haut gehender
Zauber aus. Diese Farben sind einfach nicht zu beschreiben. Hier werden
wir warten, warten, warten, bis der Wind nachlässt.
Und hier kommt mein in Hurghada zum Special-Preis erworbener
Vodafone-Internetstick zum Einsatz. Der läuft sozusagen heiß.
Verblüffender Weise haben wir hier nämlich eine sehr gute
Verbindung. Da kann man(n) sich ganz schön die Zeit vertreiben mit
Lektüre von FAZ und Fußballergebnissen. Und man(n) kann sich sogar für die
Zeit "danach" im Internet ein Auto bestellen! Gelobt sei diese
Kommunikationstechnik!!! Nur ich komme nicht richtig auf meine Kosten -
Skypen lässt Vodafone nämlich nicht zu mit diesem Stick :-(.
Getrieben von der Sorge um den nach drei Tagen Liegezeit zu erwartenden
Höhlenkoller, vertrauen wir leichtsinniger Weise auf die meistens nicht
zutreffenden Windvorhersagen von Wetter-online und Windguru und lichten
am 1. April den Anker bei 10 kn Wind aus Nord, 5 kn mehr als
angekündigt. Kaum die Nase aus der Bucht gesteckt, brist es auf 15 kn
auf, unter Berücksichtigung des Fahrtwindes haben wir 20 kn auf die
Nase. Mit Hackwellen, versteht sich. Mit beiden Maschinen kommen wir bis
zur nächsten
einigermaßen Schutz bietenden Bucht 25 nm weiter nördlich. An Land gibt
es einen Ort namens Damaran Abu Mieish, Menschen können wir aber nur
vereinzelt ausmachen und ob es sich bei den Häusern um Rohbauten oder
Ruinen handelt, können wir aus der Ferne nicht feststellen . Ein
Kamelreiter unternimmt einen abendlichen Ausflug am Strand. Etwas weiter
nördlich sausen ein paar Kitesurfer hinter dem schützenden Riff hin und
her, aber abends bleibt es in den meisten Häusern dunkel - wir haben es
hier wohl eher mit einer Geisterstadt zu tun.
Beim Motorencheck stellen wir fest, dass das Getriebeöl der
Backbordmaschine milchig ist, eindeutiges Zeichen von Wasser im Öl,
vermutlich eingedrungen durch den Saildrive. Was wiederum bedeutet, dass
wir SILVERCURL aus dem Wasser nehmen müssen. Und da das voraussichtlich
erst auf Kreta oder alternativ in der Ashkalon Marina in Israel geht,
können wir vorerst nur mit der Steuerbordmaschine fahren und die
Backbordmaschine nur zum Manövrieren benutzen. Auf diese Weise gelangen
wir denn am nächsten Tag auch bei schwachem Gegenwind nach Port Suez.
Die Zufahrt zum Ankerplatz des Suez Yacht Club ist einfach, gleich
hinter der Moschee geht's links ab ins South Basin, wo wir von Mr.
Magdy, unserem Agenten für die Kanalpassage, und Karkar, der Seele des
Suez Yacht Club, empfangen werden. Schnell sind Leinen von Bug und Heck
zu den ausgelegten Mooringbojen gelegt. Wir haben es geschafft, jetzt
trennen uns nur noch 160 km vom Mittelmeer.
Mr. Magdy klärt uns über die Einzelheiten und Formalitäten der
Kanalpassage auf und Karkar entpuppt sich als überaus freundlicher,
hilfsbereiter und sympathischer Helfer. Unser Dinghi müssen wir hier
nicht zu Wasser lassen, Karkar fungiert als Taxiboot und ist auf Zuruf
sofort zur Stelle. Er entsorgt unseren Müll, besorgt Diesel und bringt
unsere Wäsche in die Laundry. Und das alles mit nicht zu überbietender
Herzlichkeit.
Zur Festlegung der Kanalgebühr muss SILVERCURL vermessen werden,
weswegen am nächsten Morgen der Vermesser an Bord kommt. Ein ziemlich
schwieriges Unterfangen, wie sich herausstellt. Offenbar richtet sich
die Gebühr nach dem Rauminhalt des Fahrzeugs und die kann nicht einfach
durch Länge mal Breite mal Höhe ermittelt werden. Schließlich muss auch
ein Vermesser seine Existenzberechtigung nachweisen. Unter Mithilfe des
Skippers vermisst er das Boot innerwärts von vorne nach hinten, von
hinten nach vorne, von links nach rechts, längsseits und querwärts und
von oben nach unten, wobei für die Ermittlung des Saldos von 7 minus 3
der Taschenrechner zum Einsatz kommen muss. Das Ergebnis der
Berechnungen bleibt uns verborgen. Lediglich die Höhe der sich
ergebenden Kanalgebühr (358 US$) wird uns mitgeteilt.
Unser Landgang und unsere Fahrt in die Innenstadt machen deutlich, dass
wir uns in Port Suez fernab allen touristischen Lebens befinden. Hier
ist noch niemand vom Tourismus verdorben. Ãœberall werden wir mit einem
herzlichen "Welcome in Egypt" begrüßt. Preise für Lebensmittel und
Restaurantbesuch sind extrem niedrig. Auf der Suche nach einer
Verkaufsstelle für Getriebeöl spricht uns Karem an, ein junger Mann, der
uns unablässig seine Assistenz anbietet. Und eh wir wissen, wie uns
geschieht, hat er schon sein Handy am Ohr, um nach besagtem Öl zu
telefonieren, während wir uns unvermittelt in seinem Geschäft
wieder finden, einem etwa 20 Quadratmeter kleinen Laden für
Raumausstattung. Eine Farbenmischmaschine wie wir sie aus unseren
Baumärkten kennen, produziert unablässig Farben unterschiedlichster
Couleur für die wartende Kundschaft. Wir sind ebenso überrascht wie
beeindruckt. Stolz erklärt er uns, dass hier mit deutscher Technik
gearbeitet wird und wir sollen uns die Wartezeit mit der Auswahl von
italienischen Tapeten und modernsten Wandantrichtechniken verkürzen.
Offenbar glaubt er, wir würden in Port Suez wohnen und könnten unser
Heim mit seinem Angebot verschönern. Nach zahlreichen
Getriebeöltelefonaten und etwa einstündiger, sehr unterhaltsamer
Wartezeit bekommen wir das Öl direkt im Laden angeliefert, der
Farbenmischer wird abgestellt, uns zum nächsten Supermarkt zu begleiten
und zu guter Letzt lässt sich Karem nicht davon abhalten, uns auch noch
mit seinem Auto zurück zum Hafen zu fahren. Bei dem Auto handelt es sich
um einen Peugeot 504 , Baujahr 1989. Der Tacho weist einen Stand von
rund 376.000 km aus. Lachend erläutert uns Karem aber, dass von den
Armaturen nur noch die Benzinuhr und die Wassertemperaturanzeige
funktioniert, das Tachometer ist vor 3 oder 4 Jahren stehen geblieben
...
An dieser Stelle unterbreche ich meinen Bericht auf Wunsch einer
einzelnen Dame und schicke schon mal ein bisschen Lesestoff in die
Heimat. Gestern haben wir den ersten Teil des Suez Kanals passiert,
liegen jetzt in Ismailia auf halbem Weg nach Port Said und werden am
Sonntag weiter fahren. Wegen des Wassers im Getriebeöl werden wir die
Ashkelon Marina in Israel anlaufen.
LETZTE MELDUNG!!
Sun 11.4.2010 - 14:09 von Gisela*
DANKE, DANKE, DANKE FÃœR ALL DIE GUTEN WÃœNSCHE ZU MEINEM GEBURTSTAG!!!
ICH FREUE MICH, DASS SO VIELE MENSCHEN AN MICH GEDACHT HABEN!!! STOP
SONNTAG, 11.04.2010 - WIR SIND WIEDER IM MITTELMEER! STOP
12.10 UHR - LOTSE GEHT IN PORT SAID VON BORD STOP
12.55 UHR - WP ANSTEUERUNG PORT SAID ERREICHT UND
KURS ABGESETZT AUF ASHKELON MARINA, ISRAEL STOP
ALLEN ZU HAUSE EINEN SCHÖNEN SONNTAG STOP
Port Suez bis Ashkelon/Israel
Tue 27.4.2010 - 8:58 von Gisela*
Bevor wir Port Suez verlassen, steht noch das
Katharinenkloster am Mosesberg (siehe Foto) auf der Sinai-Halbinsel auf
unserem
Programm. Und zwar, der Empfehlung unseres Reiseführers folgend,
einschließlich Nachtwanderung auf den Mosesberg. Abends um 21.00 Uhr
geht es los, so dass wir den Parkplatz unterhalb des Klosters gegen 1.00
Uhr in der Nacht erreichen. Hier herrscht bereits rege Betriebsamkeit.
Die Souvenirhändler öffnen ihre Stände und die Bergführer und
Kameltreiber bereiten sich offenbar auf den Ansturm zahlreicher
Touristen vor. Der Aufstieg zu der auf 2.285 Metern gelegenen Kapelle
der Heiligen Dreifaltigkeit dauert drei Stunden. Wir entscheiden uns für
die abgekürzte Variante und nehmen für die ersten zwei Drittel des Weges
ein Kamel. Natürlich jeder eins. Und die tappern dann mit uns auf dem
Rücken über einen schmalen, steinigen Weg durch die dunkle Nacht
bergwärts, vorbei an zahlreichen kleinen Kiosken, an denen Tee, Wasser
und Kekse verkauft werden. Eineinhalb Stunden dauert das Gewackel - ich
weiß jetzt endlich, warum man bei diesen Tieren auch von WüstenSCHIFFEN
spricht - dann haben wir den Kamelparkplatz erreicht. Von hier aus geht
es nur noch zu Fuß weiter, 750 Felsenstufen sind noch zu bewältigen,
dann haben wir die Spitze des Berges, auf der Moses die Zehn Gebote
Gottes empfangen haben soll, erreicht.
Wir wärmen uns mit einem heißen
Tee, schnappen uns ein Kissen und eine warme Decke - alles gegen gute
Bezahlung - und lassen uns an einem Vorzugsplätzchen zur Betrachtung
eines spektakulären Sonnenaufgangs nieder. Mit uns mehrere hundert
andere, vor allem russische Besucher. Einige jugendliche Globetrotter
sind schon am Vortag aufgestiegen, um auf diesem heiligen Berg zu
nächtigen und krabbeln jetzt verschlafen aus ihren Schlafsäcken. Der
Sonnenaufgang ist in der Tat spektakulär, der sich ständig veränderte
Sonnenstand lässt die Berge in den schönsten Farbvarianten erstrahlen.
Biblische Atmosphäre kommt allerdings angesichts der sich hier herum
tummelnden Menschenmassen nicht auf, man fühlt sich eher wie in
Rüdesheims Drosselgasse. Der zweistündige Abstieg über einen
zweiten Weg führt uns über eine Treppe, deren 2.700 (!) Stufen im 6.
Jahrhundert von einem Mönch in den Fels gehauen worden ist. Fast drei
Stunden dauert der Abstieg und meine Beine fühlen sich an wie nach dem
Abstieg von der Pfeishütte über die Arzler Reise an der Nordkette des
Inntals.
Inzwischen haben auch zahlreiche Touristenbusse den Parkplatz im Tal
erreicht und strömen nun in Scharen in das vor 1.400 Jahren an der
Stelle errichten Klosters, wo Gott Moses im brennenden Dornenbusch
erschienen sein soll. Ableger dieses Dornenbusches sind im Kloster zu
besichtigen .... Na gut. Das Kloster beherbergt heute 23
griechisch-orthodoxe Mönche, eines der weltweit wertvollsten Archive
christlich-religölser Manuskripte und eine bedeutende Ikonensammlung.
Unser Bemühen, wenigstens den Höhepunkt der Anlage, eine byzantinische
Basilika zu besichtigen, scheitert an den herbei strömenden Touristen -
vor lauter Menschen sieht man gar nichts. Außerdem ist nach dieser
schlaflosen Nacht die Luft nun endgültig raus - wir entscheiden uns für
den Rückzug.
Am letzten Tag vor unserer Abreise in Port Suez wechseln wir noch einmal
das milchige Getriebeöl, Donnerstagmorgen um 9.30 Uhr kommt unser Lotse
an Bord und auf geht's Richtung Mittelmeer. Der Suezkanal hat eine Länge
von 160 Kilometern. Die großen Frachter passieren ihn blockweise und wir
"Kleinen" müssen ihn möglichst vor oder nach einem solchen Konvoi
durchfahren. Bei Dunkelheit ist Yachten das Befahren des Kanals verboten,
so dass auf halbem Weg in Ismailia am Lake Timsah, eine Zwangspause
beliebiger Länge einzulegen ist. Die Kanalpassage selbst ist eher
langweilig, rechts und links überwiegend Wüste mit Wachtürmen im Abstand
von 500 Metern. Spannend wird es nur, wenn uns diese riesigen Frachter
begegnen. Wir bleiben drei Nächte in Ismailia, weil die Windvorhersagen
für unsere Weiterfahrt im Mittelmeer für eine Abfahrt erst am Sonntag
sprechen.
Wir starten morgens um 5.30 Uhr nach Ankunft des Lotsen, erreichen Port
Said am Mittag, werfen
den Lotsen von Bord und schon hat das Mittelmeer uns wieder. Es empfängt
uns grau, rau und herzlich. Für Herzlichkeit sorgt eine Gruppe riesiger
Delphine, die sich mindestens eine halbe Stunde lang freundlich um
unsere Bugs herum tummeln, so als würden auch sie sich über unsere Ankunft
freuen. Der Himmel ist grau vom Sandsturm, der Wind kommt
Vorhersage gemäß aus West und brist gegen Abend statt auf 30 kn auf 35
kn, in Böen auf 40 kn auf. Schnell bilden sich 3 bis 4 Meter hohe
Wellen, die SILVERCURL für zwei, drei Stunden unter auf Bettlakengröße
verkleinerter Fock ganz schön in Fahrt bringen. Und obwohl der Wind
danach abflaut, pfeift er immer noch mit 25 kn durch das Rigg, es ist
kalt und dann wird der Skipper auch noch seekrank. Erst im Laufe der
Nacht wird es ruhiger, mit 4 bis 5 Knoten Fahrt nähern wir uns der Küste
Israels, um die wir wegen des Sicherheitsabstands zum Gazastreifen einen
ziemlichen Bogen fahren müssen.
Dreißig Meilen vor der Küste müssen wir uns über VHF Ch 16/11 bei der
Israelischen Navy anmelden. Wer dieses halbstündige Gespräch mit gehört
hat, wird sich vor Lachen auf dem Boden herum gekugelt haben. Die Navy
arbeitet vermutlich mit so vielen Antennen, dass es zu gegenseitigen
Störungen kommt und ich die Dame am anderen Ende überhaupt nicht
verstehen kann vor lauter Gerausche. Wirklich bei jeder Frage muss ich
mindestens drei Mal nachfragen, aber nachdem ich ihr auch noch unseren
vorvorvorletzten Port of Call mit Abfahrtsdatum und - uhrzeit genannt
habe, bin ich entlassen. All diese Angaben werden wenige Meilen vor der
Küste noch einmal durch ein Patrouillenboot der Navy - im Bug ein Soldat
mit auf uns gerichtetem Maschinengewehr im Anschlag - überprüft, dann
dürfen wir Kontakt zur Marina aufnehmen.
Noch immer hohe Wellen schieben SILVERCURL dem Kopf des sich hoch
auftürmenden Brakewater entgegen. Der Hafenmeister weist uns über Funk
auf die starke Strömung in der Einfahrt hin und schon surfen wir auf den
letzten beiden Wellen unter den Augen eines besorgten Publikums hinter
die schützende Mole der Marina, was von Kamerafrau und
Kommentatorin Carola von BLUE PEARL eindrucksvoll dokumentiert wird.
Edit by Robert: Kennwort ist "israel" (ohne Anführungszeichen). Das Video kann auch in Vollbild gesehen werden.
Der nach dem Anlegen durchgeführte Securitycheck an Bord besteht in
einer kompletten Durchsuchung des Schiffes - es gibt keinen Schrank und
kein Schapp, was nicht geöffnet wird - und einer intensiven Befragung
über unsere letzten Aufenthaltsorte, Kontakte zu Personen in den
bereisten Ländern und Zeiten, in denen wir das Schiff unbeaufsichtigt
zurück gelassen haben. Dann dürfen wir endlich an Land, um die übrigen
Formalitäten zu erledigen und unseren endgültigen Liegeplatz einnehmen.
Noch am Abend fahren wir mit einem Mietwagen nach Jerusalem, um unsere
Plöner Freunde während ihres Osterurlaubs zum Abendessen zu treffen. Auf
der gut einstündigen Fahrt können wir feststellen, dass wir uns Europa
nähern. Die Straßen sind breit und sauber und führen durch kultivierte
Landschaft an Olivenbäumen und Orangenfeldern entlang. Insgesamt fühlen
wir uns erinnert an Südeuropa. Dann steigt die Straße langsam aber
stetig an, wir nähern uns Jerusalem, auf einer Höhe von 600 bis 820
Metern ü. d. M. gelegene Hauptstadt Israels mit ca. 700.000 Einwohnern.
Über mehrere Hügel erstreckt sich die Stadt und die Einfallstraße bietet
eindrucksvolle Ausblicke auf die sich an den Hängen entlang ziehende
Bebauung. Wir verbringen ein paar wunderbare unterhaltsame Stunden beim
Dinner und erreichen erst nach Mitternacht wieder die Marina in
Ashkelon, wo wir todmüde in die Koje fallen.
Israel
Tue 4.5.2010 - 21:07 von Gisela*
Die Ersatzteile für die offensichtlich defekte Dichtung am Saildrive
werden schon am Tag nach unserer Ankunft von einem offenbar fähigen,
wenn auch nicht besonders engagierten Mechaniker bestellt und erreichen
schon
zwei Tage später die Marina. Welch ein Glück. Der einzige Kranführer
tritt nämlich tags darauf seinen ein- bis zweiwöchigen Urlaub an, womit
der Travellift sozusagen auch brach liegt. Der
Slipway ist schmal, es passen nicht einmal mehr Fender zwischen Rumpf
und Wand, und die Einfahrt ist schwierig, weil es gleich nebenan sehr
flach wird. Wie gut, dass die BLUE PEARLS uns ein paar Hände leihen und
nur Carolas tatkräftigem Einsatz im richtigen Moment ist es zu
verdanken, dass wir uns nicht schon wieder eine richtige Macke in den
Rumpf fahren. Nach drei Stunden ist es vollbracht. Während SILVERCURL im
Kran hängt, wird die defekte Dichtung einschließlich Schaft ausgetauscht
und wir schwimmen wieder.
Ashkelon ist eine sehr großzügig angelegte, aufgeräumte Stadt - auf
Zuwachs gebaut, wie uns der Marina Manager wissen lässt. Schließlich
sollen auch zukünftige Einwanderer noch eine Bleibe finden im Heiligen
Land. Hier finde auch ich mich mit Hilfe eines Stadtplans zurecht, sogar
die Ampeln sind nummeriert. Was stört, ist die Betriebsamkeit von
Flugzeugen und Hubschraubern, die auf dem Weg zum 15 km entfernten
Gaza-Streifen unentwegt über uns hinweg fliegen. Gelegentlich wird dort
offenbar auch mit scharfer Munition herum geballert. Was für uns schon
ziemlich gewöhnungsbedürftig ist, scheint den Alltag der hier lebenden
Menschen nicht im geringsten zu stören. In der Innenstadt gibt es neben
kleinen Geschäften in arabischem Stil neue Shoppingcenter europäischen
Standards, gut ausgestattete Supermärkte und einen herrlichen Obst- und
Gemüsemarkt, dessen Angebot an Frische und Qualität nicht zu überbieten
ist. Fleisch kaufen wir bei einem russischen Schlachter, der auch
Schweinefleisch anbietet. Leider spricht er kein Englisch und meines
Frage, ob das angebotene Hack vom Rind ist, beantwortet er lachend
mit "muh muh" - geht doch. Der Einkauf im Supermarkt gestaltet sich
schon etwas
schwieriger. Während die Waren in den arabischen Ländern meistens
zweisprachig und -schriftich gekennzeichnet waren, wird hier nur mit
hebräischen Schriftzeichen gearbeitet. Ich fühle mich wie ein
Analphabet. Man kann nicht einmal Sahne oder
Creme fraîche von Joghurt unterscheiden, so dass wir uns immer eine
englischsprachige Einkaufshilfe suchen müssen.
Zusammen mit den BLUE PEARLS unternehmen wir ein paar Tagesausflüge ins
Landesinnere Israels. Zuerst besuchen wir Jerusalem, diese ungewöhnliche
Stadt, die der jüdischen, christlichen und muslimischen Religion
gleichermaßen heilig ist. In einem Parkhaus unterhalb des Jaffatores
lassen wir unser Auto zurück, dann machen wir uns auf zur Entdeckung der
Altstadt, bzw. der nicht enden wollenden Kette von Souvenirläden in
wirklich allen Bezirken der Altstadt. Die Via Dolorosa, die Straße der
Schmerzen, auf der Jesus sein Kreuz zur Hinrichtung auf den Hügel
Golgatha schleppen musste, vermittelt nicht viel vom Leiden Jesu. Eher
vom Geschäftsgebaren der Souvenirhändler und vom Gedränge der
Touristen. Die vierzehn Stationen seines Leidensweges sind historisch
zwar nicht alle sicher belegt, vermitteln aber dennoch einen Eindruck
dessen, was zwischen Jesus Verurteilung und Grablegung geschehen ist.
Ãœber den
Stätten der Kreuzigung, Salbung und Grablegung steht heute die
Grabeskirche, deren heilige Stätten, Kirchenschiffe, Kapellen und
Treppen sich sechs Religionsgemeinschaften nicht immer ganz friedlich
teilen. Allen gemeinsam sind
nur der Salbungsstein im Eingangsbereich und das Christusgrab. Gläubige
aller Nationen knien vor dem Salbungsstein, küssen ihn und legen
Schmuckgegenstände und Kerzen darauf. Vor der Kapelle des Engels,
Eingang in das Heilige Grab, drängt sich eine endlose Schlange von
Besuchern. Ebenso am Kreuzigungsaltar oberhalb des Golgatha-Felsens, auf
dem die Kreuzigung stattgefunden hat, daneben hinter Panzerglas der
Felsenspalt, der beim Tod Jesu entstanden sein soll.
Auf dem Weg zur Klagemauer, dem bedeutendsten Heiligtum der Juden,
stürzen sich gleich drei orthodoxe Juden auf mich, um meine ganz
Familie zu segnen, natürlich gegen eine angemessene Spende. An dem Platz
vor der Klagemauer treffen wir auf zahlreiche Kvittelchen-Schreiber, die
ihre kleinen Zettel mit Fürbitten zwischen die großen
Kalksandsteinquader der Mauer stecken wollen. Das Mittagessen nehmen
wir im Garten eines Österreichischen Hospizes ein - dort steht Wiener
Schnitzel mit Kartoffelsalat auf der Speisekarte. Die
Selfservice-Bestellung wird von einer weiß gekleideten Nonne aufgenommen
und ganz charmant per Funkgerät an die Küche weiter gegeben: Two times
Käsespätzle, please. Zum Abschluss genießen
wir in der Abenddämmerung noch einmal den eindrucksvollen Blick vom
Ölberg über die Altstadt mit
Felsen- und Kettendom auf dem Tempelberg (siehe Foto) und den davor
liegenden
Jüdischen Gräbern. Natürlich reicht ein Tag für die Entdeckung
Jerusalems bei Weitem nicht aus, es gäbe noch so viel mehr zu sehen.
Dennoch nehmen wir einen Eindruck der Heiligen Stadt mit nach Hause.
Auch den der wirklich beängstigenden Militärpräsenz. Ganze Heerscharen
von teilweise schwer bewaffneten Soldaten bevölkern die Altstadt und
machen deutlich, wie groß die sicher berechtigte Angst vor terroristischen
Anschlägen ist.
Am nächsten Tag ist Feiertag anlässlich der Staatsgründung und
Unabhängigkeit Israels. Wir unternehmen einen Ausflug entlang der Küste
nach Norden und besuchen zuerst Akko, die bis ins 19. Jahrhundert
bedeutendste Hafenstadt Palästinas und seit 2001 Weltkulturerbe der
UNESCO. Pünktlich um 11.00 Uhr werden wir Zeuge einer Schweigeminute zum
Andenken an die Staatsgründung, bei der der Verkehr komplett zum
Stillstand kommt, Autofahrer ihr Fahrzeug verlassen, um daneben Haltung
anzunehmen, Fußgänger auf der
Straße innehalten und regungslos und mit geschlossenen Augen ihrem
Vaterland die nötige Ehre zukommen lassen, bevor das Leben wieder in
normalen Bahnen weiter geht. Dann wenden wir uns der Altstadt mit dem
Hafen zu. Die Stadtmauer von Akko ist noch gut erhalten. Zu sehen gibt
es den alten Hafen, zahlreiche Kirchen und Moscheen sowie eine
unterirdische Kreuzfahrerstadt. Wir besichtigen die heute vier Meter
unter Straßenniveau liegenden Räumlichkeiten und Rittersäle, den
ursprünglich 350 Meter langen unterirdischen Gang, geheime Verbindung
zwischen der nördlich gelegenen Stadtmauer und dem Hafen im Süden und
lassen unseren Besuch bei einem Lunch in einer der niedlichen, kleinen
Tavernen am Hafen mit Blick auf die Stadtmauer ausklingen.
Haifa erkunden wir nur noch mittels Stadtrundfahrt und stoppen für ein
Foto vor den Persischen Gärten, einer herrlichen Parkanlage mit
Treppenaufgängen zwischen grünem Rasen und altem Baumbestand, gekrönt
vom Bahai-Schrein, dessen goldene Kuppel uns wegen
Restaurierungsarbeiten leider verborgen bleibt.
Der letzte Tag unserer Israel-Erkundungen ist mal wieder ein richtiges
Highlight. Wir besuchen Massada, die meist besuchte Ausgrabungsstätte
Israels, eine riesige, auf einem Bergplateau, 434 m über dem Niveau des
Toten Meeres, aber nur 60 M ü.d.M. gelegene von Herodes ausgebaute
Festung. Mit Hilfe der tiefst gelegenen Seilbahn der Welt überwindet man
die 400 Meter Höhenunterschied zwischen Parkplatz und Plateau, wenn man
wie wir zu faul ist zum Laufen. Knapp eintausend Menschen lebten hier
als zwei Jahre nach dem Fall Jerusalems die Römer versuchten, die
Festung durch Belagerung wieder einzunehmen, was den kollektiven
Selbstmord fast aller Bewohner zur Folge hatte. Die Anordnung der
Paläste und der übrigen Gebäude ist noch gut zu erkennen, es gab sogar
ein riesiges Badehaus und einen großen Swimmingpool. Die
Wasserversorgung erfolgte über aufgefangenes und abgeleitetes
Regenwasser, das wiederum über ein Pumpensystem nach oben in
Zisternen gebracht wurde. Nicht zuletzt faszinieren die sich uns
bietenden Ausblicken über die Felsenwüste und das Tote Meer.
Wer kann von sich behaupten, schon mal in einer Tiefe von 420 Metern
unter dem Meeresspiegel gebadet zu haben? Hilli & Co. natürlich. Aber
wer sonst? - Wir natürlich. Die Fahrt dorthin durch karge Wüstenlandschaft
ist schon mal ein Erlebnis für sich. Kurve für Kurve arbeiten wir uns
hinunter zum tiefsten Punkt der Erde, dann liegt das Tote Meer wie tot
vor uns. Keine Welle deutet darauf hin, dass wir es hier mit Wasser zu
tun haben - eher mit Öl. Wir finden eine Badestelle, an der wir unser
kleines Picknick nehmen, um uns dann in das außergewöhnliche Nass zu
stürzen. Und das ist wirklich ziemlich komisch. Das mit 33 % Salz
angereicherte Wasser ist tatsächlich nicht zum Schwimmen geeignet. Wie
Korken dümpeln wir an der Wasseroberfläche dahin, eine Schwimmhaltung
einzunehmen, ist schlicht unmöglich. Und das Wasser sieht nicht nur aus
wie Öl, es fühlt sich auch so an. Wir müssen lange anstehen, um uns an
einer der zwei vorhandenen Duschen von dem Salz zu befreien - zu viele
Leute vor uns haben sich ganzkörpermäßig mit dem heilenden Schlamm
eingeschmiert und
mühen sich nun, den Matsch wieder abzuwaschen.
Zwei Tage verbringen wir noch in Ashkelon, dann müssen wir uns wieder
von den Blauen Perlen verabschieden und das günstige Wetterfenster für
den Weg nach Kreta ausnutzen. Ich verlasse dieses Land mit der
beschämenden Erkenntnis über meine unzulänglichen Geschichts- und
Religionskenntnisse und dem Wunsch, noch einmal - besser vorbereitet -
hierher zurück zu kommen.
Wir verlassen Rethimno am 12. Mai morgens um 7.30 Uhr und machen uns auf
den Weg nach Pylos an der Westküste Peloponnes. Für die Strecke von mehr
als 170 nm müssen wir wieder durch die Nacht segeln - so wir denn segeln
können. Laut Windvorhersage sollen wir erst am Abend um die 15 Knoten
aus SE bekommen, so dass wir auch erstmal mit Maschine fahren. Gegen
Abend beobachten wir eine milchig weiße Wand, die vor blauem Himmel auf
uns zukommt - dicker Seenebel, der uns von jetzt auf gleich komplett
die Sicht nimmt und die Temperatur schlagartig um 10° C abstürzen lässt.
Nur auf dem Radar können wir den umliegenden Schiffsverkehr beobachten.
Nach einer Stunde ist der Spuk erstmal vorüber und hinterlässt auf dem
Deck soviel Wasser wie nach einem Regenschauer.
Eine gute Stunde später, inzwischen ist es dunkel, das gleiche Spielchen
noch einmal, diesmal mit noch dickerem Nebel, mehr Nässe und vor allem
länger anhaltend. Bis zum frühen Morgen tasten wir uns durch dieses Meer
von Watte, die um uns herum fahrenden Schiffe auf dem Radarschirm immer
scharf im Blick und die Nebelhörner im Ohr. Mondlose Nächte sind ja
schon blöd, Seenebel noch blöder, aber beides zusammen ist schlicht
unerträglich. Dann kommt endlich Wind auf, sogar
von achtern, und der Nebel löst sich in nichts auf. Ich kann die
Maschine ausschalten und SILVERCURL gleitet wieder wie ein richtiges
Segelschiff durchs Wasser. Später brist der Wind auf 5 Bf auf, vor allem
vor der Küste Peloponnes stürzen mächtige Fallböen von den Bergen aufs
Meer, dann haben wir es geschafft - um 13.30 Uhr fällt vor dem Hafen von
Pylos der Anker.
Weitere 68 nm legen wir am folgenden Tag zurück und erreichen am Abend
gegen 20.00 Uhr den Hafen von Zakynthos auf der gleichnamigen Insel,
Absprunghafen für unsere letzte Tour vor Vollendung der Weltumsegelung -
nach Sta. Maria de Leuca. Wir bleiben zwei Tage länger als geplant -
unser Freund Manni hat sich kurzfristig zum Mitsegeln angemeldet.
Tatsächlich sind die Windverhältnisse in diesen Tagen auch nicht dazu
angetan, Kurs auf Sta. Maria de Leuca abzusetzen, bis zu 7 Bf aus NW
blasen über den Hafen. Erst am Mittwoch, den 19. Mai, SILVERCURL'S
Geburtstag, gibt es Hoffnung auf das nötige Wetterfenster und wir wagen
den Aufbruch zum Ziel. Zuerst fahren wir im Schutz der Insel mit Motor
und Segelunterstützung, dann dreht der Wind weiter auf W und in der
Nacht auf SW bis S. Leider ist er zu schwach, um nur zu Segeln, aber
immerhin, die Wellen beruhigen sich, gegen Morgen ziehen dicke, schwarze
Wolken auf und die ersten Blitze zucken am Himmel. Unser Anleger um
10.35 Uhr findet in wolkenbruchartigem Gewitterregen statt - ein Wetter,
bei dem mit der Hilfe italienischer Marineros nicht zu rechnen ist. Was
für ein Empfang?!
DANN IST ES VOLLBRACHT. WIR SIND WELTUMSEGLER.
Hier, in Sta. Maria de
Leuca schließt sich der Kreis, nach fast 5 Jahren und 36.000 Meilen
Seefahrt um die Welt. Hier sind wir gemeinsam gestartet, und nachdem dem
Skipper auch die weiträumige Umfahrung aller Norfolks dieser Welt gelungen
ist, kommen wir hier auch wieder gemeinsam an. Wir sind dankbar und
glücklich, ohne bedeutende Stürme und größere Schäden gesund an unseren
Ausgangspunkt zurück zu kommen. Das geplante Foto mit einer über Top
beflaggten SILVERCURL gelingt leider nicht. Am ersten Tag gießt es in
Strömen und am Tag nach unserer Ankunft macht uns der Wind einen Strich
durch die Rechnung. Die aneinander gereihten Flaggen der bereisten
Länder halten dem Druck des Windes nicht stand, der Skipper verliert die
Geduld und wir müssen die Aktion abbrechen.
Wir danken allen, die uns auf dieser langen Reise begleitet haben -
durch Besuche selbst am anderen Ende der Welt oder virtuell auf unserer
Homepage. So haben wir uns nie wirklich allein gefühlt. Besonderer Dank
gilt unserer Familie, besonders unseren Söhnen Robert und Willem die
während unserer Abwesenheit zu Hause "die Stellung gehalten" haben und
vieles für uns erledigt haben, was aus der Ferne eben nicht zu machen
war. Wir haben viele liebe Menschen auf unserem Weg getroffen, Mitsegler
und Bewohner der zahlreichen Orte, die wir besucht haben. Wir hoffen,
dass die neuen Freundschaften angesichts des gemeinsam Erlebten lebendig
bleiben und die Kontakte auch in Zukunft nicht abreißen. Und wir
wünschen allen Seglern, die ihr Ziel noch nicht erreicht haben, ruhiges
Wasser und guten Wind!
Mit niemand anderem als meinem Skipper hätte ich mich auf eine
Weltumsegelung eingelassen, nur zu ihm habe ich das nötige grenzenlose
Vertrauen für ein solches Unternehmen. Und so danke ich schließlich auch
ihm dafür, dass er die SILVERCURL und mich mit so viel Umsicht sicher
und heil in so zahlreiche Häfen und Ankerbuchten und schließlich ans
Ziel gebracht hat. Und nicht zuletzt danke ich allen, die meine sicher
nicht immer spannenden Berichte über sich ergehen lassen und mich durch
ihr Feedback immer wieder zum Weiterreisen und -schreiben ermutigt
haben.
Das letzte Ende
Thu 17.6.2010 - 21:43 von Gisela*
Der Champagner in Sta. Maria de Leucca ist schnell geleert. Es kehrt
wieder Alltag ein auf SILVERCURL. Das Wetter besinnt sich, die Wolken
verziehen sich und machen der Sonne vor einem blitzblauen Himmel Platz.
Nur die Temperaturen sind noch nicht so, wie man sich das von Süden
Italiens im Mai vorstellt. Der Wind kommt von Norden und wir
entschließen uns zu einem Tagesausflug nach Lecce mit seiner
zauberhaften Altstadt. Dann geht es weiter nach Otranto, beeindruckend
wegen der unglaublich mächtigen Stadtmauer mit Kastell. Der Hafen ist so
groß, dass wir mühelos im Hafenbecken ankern können. Und hier muss uns
Manni am Pfingstmontag auch schon wieder verlassen.
Wir verholen uns währenddessen nach Brindisi, um dort auf Robert und
Jana zu warten. An dem Steg gegenüber der Innenstadt dürfen wir dieses
Mal nicht liegen bleiben, man schickt uns hinaus in die neue Marina.
Gebaut mit EU-Mitteln weit außerhalb der Stadt dämmern die Stege nicht
zur Hälfte belegt vor sich hin. Unzählige Duschen und Toiletten, riesige
Gebäude für Bars, Restaurants und Boutiquen stehen ungenutzt in der
Gegend herum und verfallen, bevor sie in Gebrauch genommen worden sind.
Mit dem Mietwagen holen wir die Kids vom Flughafen in Bari ab und kommen
auf Wunsch einer einzelnen Dame jetzt schon zum zweitem Mal innerhalb
weniger Tage in den Genuss eines kuliarischen Highlights in Form von
Spargel mit Schinken.
Auch an den Liegegebühren merken wir, dass wir wieder im Mittelmeer
sind. In dem kleinen Hafen von Villanova zahlen wir für eine Nacht am
Steg 50 Euro - ohne Toiletten und Duschen. Allerdings finden wir hier
nach längerem Suchen und mehrfachem Nachfragen unser Restaurant wieder,
in dem wir vor fünf Jahren so wunderbare "Antipasti de la Casa" gegessen
haben. Nach einem weiteren Zwischenstopp in Monopoli gelangen wir
schließlich in den riesigen Fährhafen von Bari. Selbst in unserem neuen
Hafenführer Mittelmeer stimmt der Hafenplan nicht mit den tatsächlichen
Gegebenheiten überein. Dort, wo eigentlich der Platz für Segler
vorgesehen ist, befindet sich jetzt ein riesiger Fährterminal.
Trotzdem machen wir dort fest, schon darauf vorbereitet, dass es nicht
einfach sein wird, den Sicherheitsbereich des Terminals zu verlassen.
Den diensthabenden Polizisten versetzen wir mit unserem Erscheinen an
der Wasserseite der Empfangshalle in ziemliche Aufregung und nach einem
längeren Telefonat werden wir angewiesen, unseren Liegeplatz
unverzüglich zu räumen. Der Hafenmeister wird aus seiner sonntäglichen
Ruhe gerissen, gibt uns die Telefonnummern zweier Marinas und
entschwindet ebenso schnell wie er gekommen ist. Das Ende der Geschichte
ist, dass wir weder unter den Telefonnummern, noch über Funk bei der
Hafenverwaltung Antwort erhalten. Wir ankern in einem anderen
Hafenbecken nahe der Innenstadt, von wo wir allerdings am nächsten
Morgen von der Hafenpolizei vertrieben werden und schließlich in einer
der am Vortag empfohlenen Marinas (CUS) unter kommen.
Schon am Dienstag fliegen die Kids wieder ab und wir machen uns auf den
Weg nach Norden. Unser Ziel ist Vieste an der Ostküste des Stiefelsporns
von Italien. Unsere zweitägige Erkundungstour mit dem Auto entlang der
Küste bis Ravenna bringt uns zu der Erkenntnis, dass wir in Italien
keine Alternative finden zur Unterbringung von SILVERCURL. Die Preise
für Slippen und Hardstand sind erheblich höher als in Kroatien. Und so
entschließen wir uns nach unserer Rückkehr zu einer letzten Nachtfahrt
(der Dreiundvierzigsten) in diesem Jahr und fahren nach Cres. Die Nacht
ist fast mondlos, aber sternenklar - jetzt kommt auf dem letzten Stück
auch bei mir noch ein wenig Wehmut auf - die Erfüllung eines Traums geht
endgültig zu Ende. In Cres können wir SILVERCURL bis zum nächsten
Frühjahr an Land stehen lassen und bis dahin unsere To-Do-Liste
abarbeiten.
Wenige Stunden nach uns läuft die AQUILA ein, mit der wir am selben Tag
zusammen von Langkawi aus gestartet sind und nun nicht nur am selben Tag
ankommen, sondern auch noch nebeneinander auf der Werft liegen. Mit
Wilma und Gerhard verbringen wir unsere letzten Abende, nachdem wir
SILVERCURL tagsüber auf ihre lange Pause vorbereitet haben. Dann geht es
am 15. Juni ab nach Hause und wir gewöhnen uns mehr (ich) oder weniger
(der Skipper) gut wieder ein.
Erreichen kann man uns wieder über unsere deutschen Handy-Nummern -
Gerhard 0172 4621 813 - Gisela 01577 473 4462 - und über die bekannten
Email-Adressen. Wir freuen uns auf Euch!!